Irgendwo im Outback zwischen der Stadt und Amethyst Creek

David lachte wieder und blickte zu Janinas Hund, der auf Dancers Kruppe balancierte. ,,Ihr solltet im Zirkus auftreten!" antwortete er dann und lachte. Kurz fiehl Fuego in einen langsamen Galopp und trat übermütig nach vorne aus. David schmunzelte und parierte ihn wieder zum Trab durch. ,,Kannst du so galoppieren? Mit dem Hund dadrauf?" hakte er nach und nahm die Zügel etwas weiter auf, da Fuego schneller wurde. Er hatte bereits bemerkt, dass David an ein Rennen dachte.

"Duna willst du gallopieren?" fragte sie ihre Hündin. Diese nickte wie wild und legte sich wie auf Komando jetzt vor den Sattel und breitete sich darauf aus. Janina grinste. Es hatte immer etwas von einem Sandsack, wie Duna so dalag. Dancer war natürlich sofort schneller geworden, bei dem Wort Galopp.
"Los Dancer" rief Jenny und gab ihrem Pferd Galopphilfen. Duna bellte freudig und Dancer machte einen übermüteigen Bocksprung. Er trat nach hinten aus. "Krieg mich doch" rief Janina über die Schulter und beugte sich über den Hals ihres Wallachs um ihm den Galopp zu erleichtern und noch schneller zu werden.

David lachte und gab Fuego nur eine leichte Hilfe zum Galopp und er preschte los, fast so als hätte sein kräftiger Hengst nur darauf gewartet. Sein Quater Horse- bekannt für die Viertelmeilenrennen, die diese Rasse regelmäßig lief- setzte alles daran, Janina mit Dancer ein zu holen. David entlastete seinen Sitz und beugte sich leicht nach vorne, wodurch Milwaukee Dun's Fuego nur noch schneller wurde. Sein Hut flog nach hinten, doch blieb durch ein dünnes Band an ihm hängen.

Kurz darauf galoppierte er neben Janina und hielt Fuego ein wenig zurück. ,,Wo ist das Ziel?!" rief er lachend gegen den Windwiderstand an und saß locker einen übermütigen Bocksprung von Fuego aus, seinem Pferd passte es nicht, nicht richtig gas geben zu dürfen.

Auch Dancer wurde unruhig. Zwar mochte er diesen gemütlichen Kanter, doch nach einer langen Nacht in der engen Box des Motels wollte er am liebsten so schnell rennen wie er konnte. "Dahinten der Baum" rief sie und zegte auf einen kaum sichtbaren Baum, etwa 500 Mater entfernt. Sie wusste, dass ihr Wallach nicht so ausdauernt sein konnte wie Daves Wanderreit und Langstreckenpferd und so beschloss sie, das Rennen in einer gemütlichen Entfernung enden zu lassen.
"LOS" schrie sie dann und Dancer beschleunigte sofort, als sie ihm kurz einen kleinen Schenkeldruck gab und sich noch weiter nach vorne lehnte.
Mit Dancer hatte sie auch schon einige Barrel Racings gewonnen, und so war ihr Wallach auf kürzeren Strecken ziemlich schnell.
Janina richtete sich im Sattel auf und gab ihrem Pferd die Zügel, die sie sowieso nur locker in der rechten Hand hielt, komplett hin. Dancer wurde immer flacher und Duna grummelte erstaunt, denn solche Rennen im Jagdgalopp, war sie nicht gewohnt.

David lachte und rief ihr nach:,, Hey! Das ist ein Frühstart!" ehe er Fuego antrieb und dieser ebenfalls im Jagdgalopp über die Wiese raste. Schon recht bald hatten sie die zwei aufgeholt, doch so schnell Fuego auch war, den kleinen Vorsprung den Janina mit Dancer hatte, konnten sie unmöglich aufholten und so parierte Dave ihn ein wenig durch und ließ Fuego sich am langen Zügel strecken. So sehr die beiden einen ausgelassenen Galopp genossen, Fuego war immer noch ein Sportpferd. Dave musste aufpassen, das ihm nichts passierte, sonst wäre die ganze Saison dahin. ,,Okay, diesmal hast du gewonnen!" sagte er und lachte, als er sie aufgeholt hatte.

Janina lachte mit. Dancer war recht Robust, er wusste mit Hügeligem Untergrund umzugehen, daher hatte sie keine Solche Sorge. Zudem musste David sein Geld ja warscheinlich mit Turniersiegen verdiehnen. Jenny dagegen ritt Alle Barrel Racing und Reining Wettbewerbe zum Spaß.
Zudem war Fuego ein Distanzpferd und nicht wie Dancer auf schneligkeit gezüchtet. " Das nächste mal nehmen wir ne lange Strecke dann bist du mich nach der Hälfte los weil wir zusammengebrochen sind" witzelte sie

Dave ließ Fuego noch ein wenig traben und parierte ihn dann nach einiger Zeit zum Schritt durch.,,Oh ja das will ich aber hoffen, das wir euch dann abhängen." er grinste verschmitzt und sortierte dann seine Kleidungsstücke, die von dem wilden Galopp völlig zerknittert und verwurschtelt waren. Nach kurzer Zeit war auch dies getan und er ließ sich entspannt in den Sattel sinken. Seine Seite schmerzte heute kaum. Eileens Tinktur wirkte wahre Wunder.

Jenny hielt Dancer ebenfalls zurück und Duna sprang freudig von ihm runter. Im Schritt ging es weiter, bis sie schließlich die Farm von weitem sah. " Siehst du. Auf meinen Orientierungssinn kann man sich verlassen. Übrigens bin ich davon überzeugt, dass Dancer dich IMMER schlagen kann, wenn wir es beide wollen" sagte sie lachend mit gespielt übertriebenem Ergeiz.

David grinste schief und nickte.,,Gut wenn das so ist,nehme ich dich das nächste Mal auf einen Trail als Karte mit. Dann verreite ich mich nicht mehr." scherzte er und sah dann ebenfalls zu der Ranch. Sie lag einfach fantastisch dort zwischen den Weiden.
,,Ach glaubst du das wirklich?! Das können wir gerne demnächst ausprobieren!" neckte er sie dann.

"Klar sag einfach bescheid. Sag mir nur, wohin es geht, dann kann ich mir die Route einprägen" lachte sie.

"Glaubst du nicht, dass Fuego keine Chance hat, witzelte sie weiter

Dave lachte wieder und lenkte Fuego dann in die große Einfahrt von Amethyst Creek. Von hier waren es ungefähr noch 5 Minuten zu Fuß, bis man auf dem Hof landete. Er gab seinem Hengst die Zügel hin und blickte grinsend zu Janina. ,,Ach was! Das nächste Mal machen wir ein Rennen mit fairem Start! Und dann sehen wir wer besser ist!" Scherzte er.

->Hof

"Ja wir werden schon sehen, dass du mit Dancers Sprintkenntnissen nicht mithalten kannst. Dein Pferd villeicht schon" fügte Janina frotzelnd hinzu.
Trotzdem war sie fest davon überzeugt: Im Sprint über kurze Strecken konnte sie gewinnen, bei langen Strecken war Fuegos Ausdauer zu enorm.
-> Hof

Katie hatte die Musik lauter gedreht und alle Scheiben herunter gekurbelt als sie über die staubige Straße in Richtung Dayton fuhr. Sie überholte einen anderen Wagen und schmunzelte leicht. Es war der erste seit 2 Stunden. Was David hierher verschlagen hatte, konnte sie beim besten Willen nicht sagen. Sie trommelte im Takt der Musik mit den Fingern auf dem Lenkrad und sang laut mit. Ihre dunkelblonden Haare wurden durch den leichten Durchzug, der im Auto entstand total verwirbelt. Doch es störte sie nicht, ihr Cowboyhut hielt sie ihr aus dem Gesicht. Es war schon erdrückend heiß. Untypisch für diese Jahreszeit aber, wie man sah, nicht unmöglich. Ihr sollte es recht sein-sie mochte die Sonne.

Ein Schild zeigte ihr an, dass Dayton nicht mehr weit entfernt war. Erleichtert atmete sie auf. Ihr Wasser hatte sie schon vor knapp 3 Stunden leer getrunken und auch ihr Tank war nicht mehr all zu voll. Um genau zu sein: Er fuhr schon beinahe auf Reserve. Wenn er es nicht schon tat. Ihr kleiner Wagen nahm es mit den Anzeigen nicht so genau. Sie ließ ihren Blick über die Prärie streifen, als es einige Zeit auf dem Highway gerade aus ging und seufzte entspannt. Schön war es hier ja. Sie hoffte doch sehr, hier einen Stallplatz für Blaze zu finden. Seit dem Feuer machte sie sich ein wenig Sorgen um ihr kleines Stütchen. Sie vertrug Stress nicht so gut und jetzt, wo sie hochträchtig war, sollte sie eigentlich so viel Ruhe wie nur möglich haben. Pebbles hoffte, wenigstens hier einen guten Hof zu finden. Alle die sie sich angeschaut hatte waren entweder herunter gekommen und dreckig oder schon voll gewesen. Oder die Besitzer hatten auf sie einen unfreundlichen Eindruck gemacht. Das Cowgirl wollte, dass es ihrer Stute gut ging und nicht, das sie einsam und verlassen auf irgendeiner abgelegenen Wiese stand, sobald sie zurück nach hause gefahren war.

Während sie sich weiter Gedanken über einen geeigneten Stall machte röhrte ihr Wagen plötzlich auf und Katie trat das Gaspedal plötzlich ganz durch. Der Widerstand war weg. Erschrocken riss sie die Augen auf und lenkte das Auto behutsam wieder auf den richtigen Weg, da sie leicht das Lenkrad verissen hatte. ,,Was ist denn jetzt los?!" rief sie aus und bremste langsam ab, bis ihr Auto zum stehen kam. Dann atmete sie erst einmal den Schrecken weg und versuchte Gas zu geben- nichts. Das Pedal ließ sich ganz durchtreten, doch ihr Auto setzte sich nicht in Bewegung. Sie seufzte, schaltete den Motor aus und stieg aus, ehe sie sich umsah. Der Motor musste erst einmal abkühlen, sie war ja nicht verrückt und griff in einen kochendheißen Motorraum. Katie lehnte sich gegen ihr Auto, drehte ihr Gesicht der Sonne zu und wartete. Also würde es doch noch dauern, bis sie in Dayton ankommen würde und endlich würde duschen können. Na toll...

[sorry, hat länger gedauert, hatte viel Stress]

Der alte Pickup ruckelte die befestigte Straße entlang, die von der kleinen Stadt Dayton zur Ranch Amethyst Creek führte. Er wollte sich dort vorstellen und versuchen einen Job zu ergattern. Im Stall arbeiten, endlich wieder bei den Pferden sein und seine Ruhe haben.
Was passieren würde, wenn ihn dort niemand wollte, war ungewiss. Jack hatte keinen Plan gemacht, er ließ alles auf sich zu kommen, lebte das Leben vor sich hin. Was hatte er auch für andere Möglichkeiten? Er war nicht reich, konnte keine Luxusartikel kaufen oder sich eine tolle Wohnung leisten. Ein Pferd war auch nicht drin.
Immerhin hatte er seine Promenadenmischung, die er gerade so versorgen konnte. Er liebte diesen Hund, er war sein bester Freund. Im Moment saß Chester auf dem Beifahrersitz und hechelte aus dem Fenster hinaus. Hinten auf der Ladefläche flogen eine Reisetasche und ein Hundekorb durch die Gegend. Sie waren zwar eigentlich festgezurrt, doch langsam aber sicher löste sich der Spanngurt. Jack hätte eigentlich anhalten und die Ladung neu vertäuen müssen, doch er wollte so schnell wie möglich wieder einen Job finden, um sein Leben finanzieren zu können.

Plötzlich erblickte er zu seiner Linken ein Auto, das am Straßenrand stand. Eine junge, blonde Frau lehnte an der Tür und reckte ihr Gesicht in Richtung Sonne. Jack bremste ab. Wartete sie auf ihren Freund, der gerade beim Pinkeln war oder hatte sie Schwierigkeiten? Irgendwie sah sie nicht sonderlich beunruhigt aus, wie man es normalerweise von jemandem, der eine Panne hatte, erwarten würde. Der blonde, junge Mann kurbelte das Fenster hinunter und lehnte sich ein wenig nach draußen, Chester kläffte unruhig. Er mochte es nicht, im Auto sitzen zu müssen, während es stand.
“Hallo, kann ich Ihnen zufällig helfen?“ fragte er freundlich und doch kurz angebunden. Er erwähnte weder seinen Namen noch sonst irgendetwas, das war nicht seine Art!

[macht ja nichts Das posten soll ja Spaß machen und nicht auch noch stressen ]

Katie öffnete ihre Augen, als ein schon etwas betuchter Pick-up bei ihr anhielt und sie in eine Staubwolke hüllte. Sie hustete kurz und wedelte den Staub ein wenig weg, ehe sie einen jungen Mann erblickte, der sich aus dem Fenster lehnte und sie fragte, ob er ihr helfen konnte. Aus dem inneren des Wagens drang außerdem ein helles kläffen.
Katie grinste dankbar und nickte. ,,Ja, Sie könnten mir tatsächlich zufällig helfen!" Gab sie zurück und drehte sich halb zu ihrem Wagen um und gab somit den Blick frei auf die hoch geklappte Motorhaube. ,,Er fing plötzlich an zu röhren und ich konnte kein Gas mehr geben. Er war eben noch zu heiß, um genauer nach dem Problem zu suchen. Aber ich denke es ist der Gaszug, ich hatte damit schon mal vor ein paar Jahren Probleme...." Die junge Frau hoffte, dass er wenigstens halb so viel über Autos wusste, wie sie. Sie war wirklich keine koryphäe in Sachen Autos, aber sie wusste grob, wie man ein liegen gebliebenes Auto wieder in Schuss brachte, solange es keine schwerwiegenden Fehler aufwies. ,,Können Sie mal einen Blick drauf werfen? Keine Angst, ich springe schon nicht in Ihr Auto und bin damit auf und davon." Sie lächelte spitzbübisch und wandte sich dann wieder ihrem Auto zu, um zu prüfen, ob es genug abgekühlt war.

Jack nickte und stieg aus seinem Wagen. Chester folgte ihm auf dem Fuß und schnüffelte an den Beinen der blonden Frau. Jack ignorierte seinen Hund, ließ ihn gewähren und konzentrierte sich auf das Auto. Er öffnete die Motorhaube unter der wider erwarten kein Qualm hervor stieg.
Dann prüfte er jedes einzelne, ihm bekannte Teil, fand jedoch zunächst keinen Fehler.
“Ich glaube nicht, dass das der Gaszug war.“ Jack blickte kurz hinüber zu der Fremden und bedeutete Chester dann, ins Auto zu springen. >>Falls die Kleine da drüben doch Dummheiten machen sollte...<< Man musste immer auf Nummer-Sicher gehen. So war der Dunkelblonde aufgewachsen. Immer auf der Hut, immer auf sich selbst bedacht. Zuerst er, dann alle anderen, nur so konnte man als Straßenkind irgendwie überleben. Klar rotteten sich schnell Gangs zusammen, doch auch hier half nur derjenige den anderen, der bereits stark genug war, um es sich leisten zu können. Freundschaften, wie sie immer in Filmen nachgesagt wurden, ein wirkliches Zusammengehörigkeitsgefühl stellte sich fast nie ein!
“Ist das Auto von selbst ausgegangen oder hast du es abgestellt? Sonst könnte es eventuell die Batterie sein. Das Kabel hier ist locker, vielleicht reicht das, um sie zum verrecken zu bringen.“ Er blickte wieder hinüber zu der namenlosen jungen Frau und wartete auf eine Antwort. “Gerissen ist der Gaszug jedenfalls nicht.“

Der kleine Hund schnüffelte an ihr, sie lächelte und blickte zu dem kleinen Mischling herunter, ehe sie sich ebenfalls über die Motorhaube lehnte und versuchte, einen Fehler zu finden.
"Ich habe es abgestellt, weil ich mir nicht sicher war, was los ist-bevor mir noch der Motor um die Ohren fliegt..." Antwortete sie ihm wahrheitsgemäß und nickte leicht. "Kann man das Kabel hier befestigen, oder muss da ein Profi ran?"fragte sie dann leicht unsicher. Sie hatte keine Lust, dass ihr Auto die nächsten 20 Kilometer fuhr und dann plötzlich wieder irgendwelche Probleme machte- wer wusste schon, wo sie dann wohl landen würde. "Mein Name ist übrigens Katie!" Stellte sie sich dann vor, da sie es als unhöflich empfand, nicht zu wissen, wer ihr da half und wer Hilfe brauchte.

(Sorry, war wirklich im Stress, ich weiß, du hast gesagt macht nix, aber mir is das schon n bissl peinlich! Ab jetzt kann ich wieder regelmäßig schreiben )

Jack wusste, dass er den Namen des Mädchens, das sich soeben vorgestellt hatte, nie wieder vergessen würde, wie alles andere in seinem Leben. Es brannte sich unaufhörlich in ihn hinein, fraß sich durch sein Gehirn. Er würde das Gesicht nicht vergessen können, ihre Augen, das Auto, diese ganze Situation. Verdrängen vielleicht, falls es nötig war, jedoch niemals ganz aus dem Gedächtnis löschen. Wieso hatte er auch angehalten? Aus Höflichkeit, weil es sich so gehörte, ja. Und es war im Moment schließlich keine unangenehme Situation, in der er sich hier befand. Und trotzdem... Sein Kopf platzte oft einfach aus allen Nähten, bereitete ihm Schmerzen, wenn eine Flut von Gedanken, Erinnerungen, Erlebnissen ihn wieder und wieder überrollte.
“Ich bin Jack.“ sagte er deshalb eher kurz angebunden. Es war keine Unhöflichkeit von ihm aus, er wusste bloß, dass er sich an nahezu jeden Satz würde erinnern können.
Ein Fehler, über sein Leben nachzudenken, denn auf einmal passierte genau das, wovor Jack sich jedes Mal erneut fürchtete. --Blaue Suchscheinwerfer, rennende Jungs und er war mitten drin. Er flüchtete vor der Polizei, nachdem er und seine Gang einen kleinen Drogeriemarkt ausgeraubt hatten. Es war ihnen nichts anderes übrig geblieben, außer vielleicht zu betteln. Er war geflohen, ins Auto gesprungen mit seinem Anteil an Essen, den notwendigsten Medikamenten und Shampoo. Hatte Gas gegeben, war aufs Land hinaus gefahren, ohne anzuhalten. Bis auf einmal das Auto zu qualmen begann. Er war stehen geblieben, hatte gewartet und den Defekt schließlich repariert, immer in der panischen Angst, dass die Bullen ihn doch noch schnappen würden... Sie hatten es nicht geschafft, zum Glück! Denn Erinnerungen aus dem Gefängnis waren das letzte, das er brauchte.--

Irritiert schüttelte der Dunkelblonde seinen Kopf, versuchte sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren, schloss kurz die Augen und schob krampfhaft bemüht diesen Punkt aus seiner Vergangenheit zurück in den hintersten Teil seines Gehirns. Dort, wo er hoffentlich nicht so schnell wieder hervorbrechen würde.
Dann beugte er sich erneut über die Motorhaube, sah Katie nicht an, er hoffte, dass sie nichts von seiner kurzen Abwesenheit bemerkt haben würde. “Leider ist da nichts zu machen. Ich finde den konkreten Defekt nicht. Du musst wohl in die Werkstatt.“ bedauernd hob er die Schultern und blickte die junge Frau ihm gegenüber an.

Katie nickte leicht, als er sich als Jack vorstellte und lächelte. "Freut mich!" Antwortete sie, bemerkte aber schnell, dass er wohl nicht der gesprächigste war. Der junge Mann, der sich ihr soeben als 'Jack' vorgestellt hatte, schüttelte leicht den Kopf, was Katie zuerst verwirrte und sie dann schlimmes hoffen ließ, was sich, nachdem er sich erneut in den Motorraum des Autos gebeugt hatte, bestätigte. "Oh bitte nicht!" Sie seufzte und trat leicht gegen den Reifen des schon etwas betuchten Autos, ehe sie sich kurz abwand und tief durchatmete, ihren Blick durch die Landschaft gleiten ließ. An einem anderen Tag hätte sie sie womöglich schön gefunden, aber gerade, in diesem Moment verfluchte sie alles und jeden hier.

"Aber wie soll ich hier wegkommen? Kannst du die Karre abschleppen?" Fragte sie und musterte fragend sein eigenes Auto, um das gerade der Hund herum lief, dann wandte sie sich wieder Jack zu und musterte ihn abwartend. Eigentlich wünschte sich Katie gerade nur noch hier weg. In ein kühles Hotelzimmer unter eine kühle Dusche. Ihr Gesicht fühlte sich leicht staubig an und ihr T-Shirt lag nach der langen Fahrt auch nicht mehr so angenehm an ihr, wie es noch am morgen der Fall gewesen war.

Jack musste zum ersten Mal lächeln, als er bemerkte, wie frustriert Katie war. Natürlich, mitten in der Pampa und doch nicht weit vom eigentlichen Ziel stecken zu bleiben, konnte nicht angenehm sein. Und doch versuchte sie es mit Fassung zu tragen, eine Eigenschaft, welche ihr Jack anrechnen musste, da er zu viele Leute kannte, die explosiv reagierten und nicht zu der ruhigen Sorte zählten. Der Dunkelblonde merkte, dass sich in seinem Kopf etwas abspeicherte: Katie, Auto kaputt, kurz vor Dayton, gefasst.
Es waren kurze Fragmente, die sich erst nach und nach zu einem kompletten Bild zusammen fügen würden, welches er beliebig vor dem inneren Auge heraufbeschwören konnte. Oder sie stürmten auf ihn ein, wie jenes, das er vor einigen Sekunden noch im Kopf gehabt hatte. Mittlerweile hatte Jack gelernt, sich so weit zu konzentrieren, dass diese Filme nicht zu lange andauerten und ihn überwältigten. Es war hartes Training gewesen und es erinnerte ihn immer ein wenig an die Harry Potter Bücher, als dieser versucht hatte, seinen Geist gegen die Bilder Voldemorts zu verschließen. Ähnlich erfolglos, wie er selbst geblieben war, bisher.
Jack hatte einmal das Gefühl, wenn die Gedanken herumstoben, einem Freund erklärt und es so beschrieben, dass lauter Schubladen in seinem Gehirn waren, in die er die Erinnerungen verfrachtete, nach Ort, Jahren oder Ereignissen sortiert. Sie waren normalerweise verschlossen, doch ein kleiner Stoß gegen die Aktenschränke reichte, um einzelne Schubladen aufzustoßen und für ein Chaos zu sorgen, wenn die Papiere oder in diesem Fall Erinnerungen in einem Windstoß umher flatterten.

Noch einmal umspielte ein Grinsen seine Lippen. Dave hatte damals etwas verwirrt aus der Wäsche geguckt, als er es ihm erzählt hatte. Und dann war er ganz ruhig geworden, so wie Katie in diesem Moment, auch wenn sie soeben gegen das Auto getreten hatte.
Er wies auf seinen Pickup. “Wir können es gerne versuchen. Ich glaube aber nicht, dass die Karre das hält. Vielleicht fliegt die Stoßstange ab, wenn wir da n Seil drum binden.“ meinte er trocken. “Ich kann dich aber in die Stadt mitnehmen, wenn du magst.“
Es war ein nobles Angebot, da Jack ja normalerweise auf die Gesellschaft anderer weitestgehend verzichtete. Doch er konnte die blonde junge Frau ja nicht einfach stehen lassen...

Katie blickte von einem Auto zum anderen, sichtlich hin und her gerissen, was sie nun tun sollte. Bei einem fremden Kerl einsteigen und mit ihm irgendwo durch die Pampa zu fahren- schließlich kannte sie sich hier ja nicht aus- besserte ihre Laune nicht wirklich. Zwar kam ihr Jack nicht so vor, als ob er sie gleich um die nächste Ecke bringen würde, doch man konnte sich leicht in den Menschen täuschen.
Allerdings brachte es ihr auch nichts, wenn auch noch das Auto des jungen Mannes kaputt ging. Denn sein Auto wirkte nicht gerade Werkstatt-neu.

Sie ging kurz auf und ab, dachte nach und schloss für einen Moment die Augen. Dann wandte sie sich ab, klappte die Motorhaube hinunter, ehe sie alle wichtigen Dinge und ihre Reisetasche aus dem Auto nahm und es abschloss- sie bezweifelte zwar, dass hier draußen jemand ihr Auto abschleppen würde, aber sie fühlte sich so ruhiger. "Okay. Bis zum Stadtrand und dann kümmere ich mich um einen Abschleppdienst oder etwas ähnliches..." Sie blickte ihn kurz dankend an, ehe sie in sein Auto stieg.

Jacks Miene blieb ausdruckslos, als Katie in sein Auto stieg. Er erinnerte sich an keine Situation, in der er schon einmal jemanden auf diese Weise kennen gelernt hatte. Ein wenig Freude überkam ihn. Keine Gedankenschweifungen, kein Vergleich. Etwas Neues in seinem Leben...
Noch etwas, das sich für immer ins Gedächtnis einbrennen würde.
Mit einem Mal war der junge Mann wieder in sich selbst zurück gezogen. Es passierte einfach so, ohne dass er dagegen ankämpfen konnte. Ohne, dass er jemanden von diesem Problem hätte erzählen könnten. Man würde ihn entweder für ein Weltwunder halten und ihn bitten, in irgendwelchen Shows aufzutreten, ihm nicht glauben oder ihn sogar auslachen. Deshalb behielt er sein Geheimnis, das ihm so schwer auf der Brust lag, fast immer für sich.
Er versuchte, anderen beim Reden nicht zuzuhören, kam deshalb arrogant oder depressiv herüber. Doch er war eigentlich ein wirklich netter Kerl, der sein Päckchen schwer zu tragen hatte und niemanden an sich heran ließ. Seine Vergangenheit ließ das nicht mehr zu, so weh es ihm tat.
Schon wieder traten einige Bilder vor sein Inneres Auge. Szenen auf der Straße, als Jugendlicher. Einige Diebstähle. Bilder, auf die er nicht stolz war.
“Woher kommst du, Katie?“ Er begann ein Gespräch, hoffte sich ablenken zu können. Smalltalk war nichts schlimmes, das konnte man in die hinterste Schublade des Gehirns verschieben und es kam nicht unangenehm hoch. Wenn er sich daran erinnern sollte, dann war es eine neutrale Sache, mit der Jack durchaus leben konnte.

Der junge Mann startete den Motor und der alte Pickup heulte kurz auf, bevor er sich gemächlich in Bewegung setzte. Chester knurrte leicht, als durch die Geschwindigkeit die Löcher in der Straße ihn ein wenig herum schaukelten. Jack warf nur einen mahnenden Blick auf die Rückbank und wandte sich dann wieder der Straße zu. Bis zur Stadt war es etwa eine halbe Stunde. Zeit, die verloren ging, in der er sich auf der Ranch hatte vorstellen wollten.