Die Küche (Erdgeschoss)

Eileen hatte viel zu tun gehabt, und es war auch noch immer nicht voll endet. Doch sie hatten doch Zeit, oder etwa nicht? Jedenfalls noch ein wenig. Langsam trat sie in das Haus und war vollkommen erschöpft. Sie brauchte eine Pause und eine kalte Limonade. Erst einmal musste sie ins Bad. Sich ein wenig frisch machen. Leise ließ sie die Tür ins Schloss fallen, mehr Lautstärke war gerade nicht gut, denn sie hatte schlimme Kopfschmerzen von der Sonne und der Anstrengung bekommen.

Im Bad angekommen, sah sie erst gar nicht in den Spiegel sondern machte den Hahn auf und ließ sich kaltes Wasser über Hände laufen. Dann nahm sie es schalenförmig in die Hände und wusch sich gründlich das Gesicht. Dann nahm sie ein Handtuch und trocknete ihre Hände und das Gesicht ab. Jetzt traute sich die junge Frau doch in den Spiegel zu schauen. Überrascht lachte sie auf, so schlimm sah sie gar nicht aus. Aber trotzdem fühlte sie sich nicht besonders fit. Nicht mehr jedenfalls.

Dave war vor langer Zeit rein gegangen, jedenfalls kam es ihr so vor. Denn sie vermisste ihn jede Sekunde. Vorhin war ihr Abgang etwas adrubt und das tat ihr Leid. Doch er musste etwas wichtiges mit Amelié absprechen und sie musste arbeiten. Doch er war hier drin und langsam trat sie in die Küche. Etwas perplex sah sie, dass auch Jake im Raum war. Und eigentlich wollte sie nicht stören. "Entschuldigt, aber ich brauche eine Pause. Bin total durch, wenn ihr noch was Zeit braucht kann ich auch draußen warten." Fragend schaute sie in die Runde wobei sie bei Dave etwas länger hängen blieb als bei den anderen.

Täuschte sie sich da? Oder sah er glücklich aus? Jetzt war sie nur noch mehr überrascht und zog verwirrt die Augenbrauen hoch. Sie wusste, dass Dave vorhatte zu bleiben. Doch meinte er, er müsse es mit Amelié absprechen. War dies der Grund für diese Unterhaltung? Und sah er so glücklich aus, weil er bleiben durfte? Ihr Herz fing an zu rasen, und sie grinste. "Was bedeuten eure zufriedenen Gesichter?"

Draußen war es immer noch unerbittlich heiß. Die Sonne stand zwar nicht mehr senkrecht vom Himmel aber das sollte gar nichts an der Temperatur ändern. Jedenfalls noch nicht. Doch Eileen liebte dieses Wetter, es erinnerte sie ein bisschen an ihre Heimat. Das Wetter in Amerika war nicht ansatzweise so heiß hier. Sie genoss diese Hitze
aus vollen Zügen und hatte überhaupt keine Probleme sich hier ein zu leben. Nur eines fehlte noch zu ihrem Glück. David Breyers.

Eileen war einfach nur perplex. Hatte sie einen Sonnenstich, oder warum verstand sie nicht was Jake und Ameliè meinten. Und diese vielsagenden Blicke. Sie musste durch atmen. Okay, langsam. Dave war hier rein gegangen und wollte besprechen, ob er hier bleiben durfte oder nicht. Sie hoffte es so sehr, denn sie wollte nicht mehr ohne ihn. Doch langsam, ganz langsam verstand sie. Und ihre Augen begannen immer und immer mehr zu leuchten. Ihr Mund verformte sich zu einem überglücklichen Grinsen und sie setzte sich in Bewegung. Als Ameliè und Jake den Raum verließen, stürmte sie zu ihm. Als sie ihn erreichte, fasste sie mit beiden Händen sanft sein Gesicht und küsste ihn. Dabei strahlte sie ihn so glücklich an, als wolle sie mit der Sonne ein Wettbewerb beginnen. Und sie war sich sicher, sie würde gewinnen.

Als sie Luft holte, setzte sie sich auf seinen Schoß und lachte. " Ich darf also daraus entnehmen, das du bei mir bleiben wirst?", sie streichelte ihm sanft über die Wange und konnte immer noch nicht richtig wahrnehmen, was hier gerade passiert ist. Er würde bleiben, bei ihr. Sie sah aufregende Abenteuer - er würde ihr reiten bei bringen und zusammen würden sie die Gegend unsicher machen. Kinoabende mit Jake, Ameliè, Nina und Dave und ganz ganz viel Spaß. Sie lachte - glücklich bei diesen Gedanken. Dann blickte sie in seine tiefen Augen, in denen sie sich jetzt schon wie zu Hause fühlte.

Eileen erfüllte ein Gefühl der Glückseligkeit. Das wärmende Licht von draußen und Daves Nähe führten sie zu diesem Gefühl. Jede Faser ihres Körpers genoss es, als er ihren Kuss zärtlich erwiderte und spürte seine starke, schützende Hand im Rücken. Sie seufzte kaum hörbar und zufrieden. Ihr Inneres freute sich darauf weitere Stunden mit Dave zu verbringen und auch wenn sie jetzt Scham empfand konnte sie die Vorfreude, wann seine Lippen wieder ihre berühren würden, einfach nicht unterdrücken. Und in diesem Moment wurde ihr richtig bewusst, dass Dave bleiben würde. Sie schaute sich ihm in seine tiefen, hellen Augen und lächelte ihn an.

Und als er ihr auch noch bestätigend antwortete, spürte sie auch wie glücklich er darüber war, zu bleiben. Bei ihr zu bleiben. Nicht das sie das nicht bei seinem Strahlenden Gesicht übersehen konnte, aber durch den Kuss auf ihre Stirn hatte sie keine Zweifel mehr. Er wollte bleiben - bei ihr. Natürlich, er wollte hier auch Geld verdienen. Aber das schien ihm nicht allzu wichtig zu sein. Kurz dachte sie an Fuego, ob er ihn wohl hier unter stellen durfte? Und ihr wurde auch bewusst, dass es bald dunkel werden würde und sie ihn in die Stadt bringen musste, da er ohne Pferd gekommen war. Aber im Moment schob sie ihren weiterdenkenden Drang einfach beiseite, den sich aneignen musste um wirklich Tierärztin zu werden, die auch Erfolg haben wollte. Sie nahm sich noch vor, Fuego mal ab zu checken, auch wenn sie das nicht unbedingt in seiner Freundesliste weiter hoch bringen würde. An der Tatsache, das Pferde so sensibel waren und ihr Fluchtinstinkt sie dazu verleitete, den Feind, in dem Fall, den Tierarzt wieder zu erkennen, zweifelte sie keine Sekunde. Aber auch darum würde sie sich nicht jetzt kümmern sondern irgendwann anders.

Als sie Daves besorgte Stimme hörte, musste sie wieder lächeln. Sie zweifelte nicht daran, das alles was er tun würde sie zum Lächeln bringen würde. Aber das störte Eileen auch nicht besonders, besser ihn anlächeln als ihn mordlüsternd an zu starren. Sie nahm das Wasserglas in die Hand und trank es in einem Zug leer. Sie fühlte das Wasser, wie es kühlend und beruhigend ihren Hals herunter rann, sie wusste sie wollte was trinken, hatte es in der Aufregung aber vergessen! Sie schloss einen Moment die Augen bevor sie antwortete: "Du hattest Recht, das tat gut. Keine Ahnung wie lange ich schon in der Sonne gestanden habe, aber für heute reicht es definitiv." Verspätet viel ihr auf, dass er vielleicht auch Durst hatte. "Oh, möchtest du auch etwas trinken?", mit schamvoll geröteten Wangen stand sie von seinem Schoß auf, um ihm auch ein Glas Wasser hin zu stellen. In diesem Moment konnte sie sich nur darauf konzentrieren und brauchte eine Sekunde um sich wieder zu fangen. Sie atmete unhörbar durch und stellte das Glas vor ihm ab.
Eileen konnte sich in dieser Sekunde nicht mehr überwinden, sich wieder auf seinen Schoß zu setzen, obwohl es sich verdammt gut angefühlt hat ihm so nahe zu sein. Stattdessen zog sie einen Stuhl heran und setzte sich zu ihm an den Tisch.

In dieser Sekunde betrat Janina pfeifend den Raum und Eileen war dankbar für die Ablenkung ihrer eigenen Scham und grüßte sie lächelnd als die Raum betrat. "Sehr gut, das wird ihr gefallen, dass zu hören. Sie ist mit Jake nochmal in die Stadt gefahren, will aber vor Sonnenuntergang zurück sein. Das Gästehaus? Nein ich glaube nicht, das dazu gekommen ist. Ich hab mich um die Lampen und das Holz der Veranda gekümmert, damit wir wenigstens Licht haben Nachts und uns nicht immer überall Splitter einfangen.
Ich denke nicht, dass sie etwas dagegen haben wird, wenn du dich dort schon mal einrichtest."
Eileen lehnte sich erschöpft in ihrem Stuhl zurück und suchte dann doch Daves Hand, weil sie seine Nähe brauchte. Sie legte ihre in seine und verschränkte sie mit einander.